Morgekafi mit Silvia Hablützel

Pro Senectute, ein wichtiger Verein in unserer Gesellschaft

Mit viel «Gspüri» für die Interessen der Seniorissimi ist Silvia Hablützel nicht treu dem oben erwähnten, etwas sperrig tönenden Titel des Morgekafis gefolgt, sondern hat die Frage: «Bin ich einfach vergesslich oder leide ich an Alzheimer?» in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen gestellt. Mit dem herrlichen, und gelegentlich so wahren, Gedicht «Begegnung» von Eugen Roth hat sie die Zuhörerschaft wunderbar ins Thema eingeführt und es schliesslich auch mit dem Gedicht: «Das Alter kommt auf seine Weise», ebenfalls von Eugen Roth abgeschlossen. Es sei herzlich zum Lesen empfohlen

Begegnung in Heiligen Geist (Eugen Roth)

 

«Ein Mensch begegnet einem zweiten. Sie wechseln Förmlich- und Herzlichkeiten, sie zeigen Wiedersehensglück
und gehen zusammen gar ein Stück.

Und während sie die Stadt durchwandern, sucht einer heimlich von dem andern mit ungeheurer Hinterlist
herauszubringen, wer er ist.

Dass sie sich kennen, das steht fest, doch äusserst dunkel bleibt der Rest. Das Wo und Wann, das Wie und Wer,
das wissen alle zwei nicht mehr, doch sind sie, als sie sich nun trennen, zu feig, die Wahrheit zu bekennen.

Sie freun sich, dass sie sich getroffen; Jedoch im Herzen beide hoffen –
Indes sie ihren Abschied segnen – Einander nie mehr zu begegnen.»

Wer fühlt sich beim Lesen dieser Zeilen nicht etwas ertappt? Keine Bange, Namen zu vergessen oder bei Begegnungen zwar wissen, dass man die vor sich stehende Person kennt, aber nicht mehr weiss woher, dass man sich, im Keller stehend fragt, weshalb man runtergestiegen ist – es sind Zeichen normaler Vergesslichkeit. Erst Schwinden der Orientierung, Schwierigkeiten bei alltäglichen Beschäftigungen, Wahrnehmungsstörungen, Sprach- und Schreibschwäche, Verlust der Relationen z.B. bei Geld oder der Kleiderwahl können Anzeichen sein für das Vorliegen einer beginnenden Demenz. Mit viel Feingefühl und Einfühlungsvermögen versucht Silvia Hablützel die Grenzen zwischen Vergesslichkeit und Demenz auszuloten. Mit Bildern, die das Sehen schärfen oder mit Spielen, welche die Konzentration fördern, regt sie die Seniorissimi an, vorbeugend tätig zu werden, zu spielen, zu tanzen, zu musizieren, Fremdsprachen zu lernen, offen zu bleiben für Neues und Freundschaften zu pflegen. Regelmässige Bewegung, gesunde Ernährung, Verhindern von Übergewicht und weitere Tipps, die wir zwar kennen, aber oft genug sträflich vernachlässigen, helfen, gesundheitlich fit zu bleiben. Dennoch, niemand ist sicher, nicht an Demenz zu erkranken. Sollte die Erkrankung jemanden treffen, so darf sein Umfeld nicht vergessen werden, gibt Silvia Hablützel eindrücklich zu bedenken. Angehörige von Demenzpatienten leisten überdurchschnittlich viel. Auch sie brauchen Hilfe und Verständnis.

In der abschliessenden Fragerunde gibt Silvia Hablützel auf sympathische Weise vieles preis aus ihrer langjährigen beruflichen und privaten Erfahrung mit Demenzerkrankten.

Danke, liebe Silvia,

für diesen äusserst anregenden Einblick in deine Tätigkeit; er hat den anwesenden Seniorissimi neue Sichtweisen auf die Demenzerkrankung und ihre schwerwiegenden Folgen für deren Umfeld eröffnet.