Morgekafi mit Matthias Weishaupt

Das Leben nach der Politik

Kurz, prägnant, auf die Geschehnisse nach der Regierungsratszeit fokussiert, charmant und humorvoll, so die Ausführungen von Matthias Weishaupt an diesem strahlenden Frühlingsmorgen, dem 4. April 2025. Speziell erwähnt sei hier ein weiser Entscheid des «homo politicus» zum Ende seiner Amtszeit: «Ich werde mich künftig nicht mehr zu politischen Geschäften äussern!» Dass ihm dies gelegentlich schwer fällt, wie er augenzwinkernd gesteht, ist bei Kenntnis seines Lebenslaufes verständlich.

Die Teilrevision der Kantonsverfassung von 2015

Die Ausserrhoder Stimmbevölkerung hat 2015 einer Reduktion der Regierungsratsmitglieder von sieben auf fünf Personen zugestimmt und gleichzeitig einer Amtszeitbeschränkung auf drei Amtsperioden. Und so sah sich Matthias, der 2006 in die Kantonsregierung gewählt wurde, im Jahr 2019 vor das «unfreiwillige» Ausscheiden aus der Regierung gestellt. Was nun im jugendlichen Alter von 58 Jahren? Nur seine Ehefrau, Herta Lendenmann, habe diesen Abschied begrüsst; er selbst sei ihm zu Beginn mit eher tränendem Auge gegenübergestanden. Heute allerdings sei er froh, eigener Meister über seine Agenda zu sein. Zuvor sei er in seiner Berufskarriere bis zum Kantonsbibliothekar durch und durch Verwaltungsmensch gewesen, zwar mit grosser Lust, aber stets zeitlich mehr oder weniger fremdbestimmt.

Kathrin Hilber, die Parteigenossin und Regierungsrätin aus St.Gallen

Während seiner Amtszeit hat sich Matthias gelegentlich mit Kathrin Hilber ausgetauscht. Ihrem Ratschlag sei es zu verdanken, dass er sich an der Uni Freiburg zum Mediator habe weiterbilden lassen, denn, so Kathrin Hilber, selbst wenn man sich nie als Vermittler betätige, schule doch die Ausbildung das Verständnis für Argumente anderer sowie die Fähigkeit des Zuhörens. Und siehe da, der Ratschlag war hilfreich, denn heute arbeitet Matthias in der Firma Konsens 46 als Mediator, als Coach von Einzelpersonen, als Ombudsperson für Missstände an der Universität St.Gallen sowie am Kinderspital St.Gallen und als Organisationsentwickler.

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Erst mal Kopf durchlüften, freie Zeit geniessen – also, das Velo satteln, Zelt einpacken und los ging’s für das Ehepaar Weishaupt in die wunderschöne Bretagne. Eine Velotour mit althergebrachten Fahrrädern (ohne Motorunterstützung!!) auf eine schliesslich über 7’000 Kilometer lange Fahrt. Noch heute erzählen die Weishaupts davon mit glänzenden Augen! Und – eines Abends, den Anruf von Bundesrat Berset im Zelt empfangend, mit der Anfrage, ob Matthias nicht die Präsidien der eidgenössischen Kommissionen gegen Alkohol-, Tabak- und Drogenmissbrauch übernehmen wolle. Er wusste bereits beim Anruf: «Das ist es!» Und so hat er die drei Kommissionen, mit je 20 Fachleuten, zu einer Kommission von Fachkräften zusammengeführt, der eidgenössischen Kommission für Suchtfragen. Keine einfache Aufgabe, wie Matthias humorvoll und wohl etwas überspitzt erklärt, wenn in der Alkoholkommission die Devise gilt, so ab und zu ein Gläschen Wein schadet ja nichts, in der Tabakkommission dem Rauchen bereits einer Zigarette Schlimmes folgt und die Drogenkommission der Ansicht huldigt, dass es keine suchtfreie Gesellschaft geben könne. Matthias ist es gelungen, aus den drei Kommissionen mit unterschiedlichen Sichtweisen eine Truppe von Fachleuten zu bilden, die er zwar präsidiert, selbst aber nur Stellung bezieht, wenn Einsätze im Bundesparlament oder in Zusammenarbeit mit den Kantonen erforderlich sind.

Lieber Matthias, die Senoiorissimi danken für die tollen Ausführungen, wünschen dir im beruflichen Umfeld nur das Beste und rufen dir zu:

Geniesse das Zusammensein mit deiner Familie und vor allem mit deinen drei Enkelkindern!