Morgekafi mit Dr. Gerhard Hildebrandt

Dr. Gerhard Hildebrandt, Neurochirurg und ehemaliger Chefarzt am Kantonsspital St.Gallen stellte unter dem Titel: ‘Alter und Zeit’ mehrere Gedanken prominenter Menschen an den Anfang seiner hochinteressanten und komplexen Ausführungen zum menschlichen Hirn. Es seien hier nur diejenigen von Voltaire und Pablo Casals, dem weltbekannten Cellisten, erwähnt. Voltaires Aussage «Für Unwissende ist das Alter wie der Winter, für Gelehrte ist es Weinlese und Kelter» liess die sehr zahlreich erschienen Gäste schmunzeln, während Pablo Casals, der auch gegen sein Lebensende unermüdlich übte und sich zu verbessern suchte, das «Alter …. überhaupt als etwas Relatives» bezeichnete.

Das Hirn als Netzwerk

In seinem Vortrag führte Dr. Hildebrandt die Anwesenden durch die Anatomie und die Funktion des normalen Gehirns, sprach vom natürlichen sowie vom krankhaften Altern, um schliesslich die Rolle der Neurochirurgie für die Verbesserung der Hirnfunktion im Fall von dementiellen Syndromen aufzuzeigen. Und schon kamen der Grossteil der Zuhörenden wohl nicht mehr aus dem Staunen heraus, was sich unter unser aller Schädeldecken verbirgt, wie sich so ein Hirn bereits im Mutterleib vorgeburtlich entwickelt und welche Schädigungen es schliesslich im Alter ereilen können. Es sind beim Erwachsenen etwa 1400 gr. Gehirn, umgeben von der grauen Hirnrinde, die sich faltenartig darumlegt und die eine Fläche von unglaublichen 230’000 mm2 umfasst. Das menschliche Hirn verbraucht etwa 20% der täglich zugeführten Kalorien. Als medizinischer Laie muss die Verfasserin dieser Zeilen auf die Wiedergabe der Aussagen von Dr. Hildebrandt zur Schilderung der komplexen Funktionsweise des Gehirns verzichten; sie ist sich bewusst, dass sie bei diesem Unterfangen gnadenlos scheitern würde. Beruhigend allerdings zu hören, dass natürliches Hirn-Altern, das sich z.B. durch schlechteres Hören oder Sehen, durch Abnahme der Beweglichkeit und Schnelligkeit sowie durch Abnahme der Informationsverarbeitung bemerkbar macht, noch nicht an sich zu Veränderungen in der Kommunikation, der Aufmerksamkeit oder der Merkfähigkeit im Langzeitgedächtnis führt.

Demenz-Formen oder neu: neurokognitive Störungen

Demenz tritt als primäre Demenz, wie z.B. Alzheimer auf oder als sekundäre Demenz, verursacht durch Alkohol und Medikamentenabusus. Erstere ist nicht reversibel, die zweite Form hingegen teilweise schon.

In der Schweiz leben etwa 155 000 Menschen mit Demenz; davon ist etwa bei der Hälfte die Demenz nicht diagnostiziert. Mit höherem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit an Demenz zu erkranken stark an. Dr. Hildebrandt rät, bei Verdacht auf eine neurokognitive Störung eine Memory-Klinik aufzusuchen und später allenfalls mit einem strukturellen MRI die Demenz und ihre Form diagnostizieren zu lassen. Denn, je früher eine Demenz wie z.B. Alzheimer erkannt wird, umso effektiver kann die Behandlung erfolgen mit medikamentösen oder nicht medikamentösen Ansätzen sowie mit psychosozialer Behandlung, die in Anpassungen des Lebensumfeldes, unterstützenden Angeboten für Angehörige oder in sonstigen angepassten Therapien für die Betroffenen besteht.

Und wie kann Resistenz und Resilienz gegen Alzheimer gebildet werden?

Die Beantwortung dieser Frage interessierte die zahlreichen Anwesenden wohl am meisten. Und Dr. Hildebrandt riet zu Mittelmeerküche, zu normalem Körpergewicht, zu körperlicher Fitness, zu Gedächtnistraining, zum Nutzen der Mehrsprachigkeit, zum Musizieren, zu Gedächtnistraining und nicht zuletzt auch zum Zusammensein und zum regen Austausch mit Mitmenschen und Freunden.

An dieser Stelle bedanken sich die Seniorissimo-Verantwortlichen bei Dr. Hildebrandt herzlich für seine Ausführungen und rufen die Zuhörerschaft gleichzeitig auf, intensiv die  diversen Angebote von Seniorissimo zu nutzen, erfüllen sie doch einige der Anforderungen, um geistig und körperlich fit zu bleiben.