Morgekafi am 1. Dez. mit Beni Holenstein Ziegenkäse ab Alp Rainhütten
Eine erfreulich grosse Zahl von Seniorissimi hat an diesem grauen, regnerischen und insbesondere «pflotschigen» Morgen den Weg ins Foyer des Lindensaals gefunden. Das ist mehr als belohnt worden. Spannend, informativ und für viele völlig neu, waren sie, die Ausführungen von Bernhard Hollenstein, der mit mitreissender Begeisterung von seiner Arbeit als Landwirt und Käser auf dem Pfannenstiel in Brülisau und auf der Alp Rainhütten berichtete. Zusammen mit seiner Ehefrau, seinen vier erwachsenen Kindern, die, wenn Not an Arbeitskräften ist, zu Hilfe eilen, und früher auch noch einer angestellten Sennerin, bewirtschaftet er die beiden Betriebe. Ein fast unvorstellbar grosses Arbeitspensum!
Im Toggenburg aufgewachsen, der Vater Handsticker, hat sich klein Beni schon damals mehr zu den Ziegen als zu den Textilien hingezogen gefühlt, eine landwirtschaftliche Lehre gemacht und dann eine Innerrhoderin geheiratet, die gleich den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb in die Ehe einbrachte. Ein doppelter Glücksfall wie Beni schmunzelnd meint! Und die Leidenschaft für die Ziegen, heute sind es die weissen Appenzellerziegen, ist im Laufe der Jahre gewachsen; weit über 100 Ziegen stehen im Stall. Ihre Milch wird zu Mutschli oder halbhartem Ziegenkäse verarbeitet. Jeweils im Februar erblicken die jungen Ziegen das Licht der Welt; einige wenige werden geschlachtet, die anderen verkauft oder auf dem Hof behalten. Nebst Ziegen hält die Familie Hollenstein einige Kühe sowie glückliche Schweine, die die Molke verwerten sowie Appenzeller Spitzhaubenhühner und selbstverständlich nicht zu vergessen, den «Bläss». Die Fotos der Tiere vom Tal- und Bergbetrieb, in idyllischer Landschaft gelegen, entlocken dem Betrachter Begeisterung: «So schön!» Insbesondere die «Kindergartenziegen» entzücken.
Dass die Landwirtschaft verschiedenste Schattenseiten hat, zeigt eine angeregte Diskussion über die Gefährdung der Tiere durch den Wolf. Beni hat dazu eine vorbildlich pragmatische Ansicht; er schützt seine Tiere mit einem «Hag», ausserdem werden sie bei Einbruch der Dunkelheit in den Stall beordert, was ihnen im ersten Jahr nicht behagt hat und wohl mit lautem Meckern beantwortet worden ist. Nun aber befolgen sie freiwillig das abendliche Ritual! Das Wichtigste sei, meint Beni, dass der an sich scheue Wolf nicht den Respekt vor den Menschen verliere! Man müsse einfach lernen, mit ihm zu leben, sagt Beni, froh, noch nie Tiere durch Wolfsriss verloren zu haben. Er kennt alle seine Tiere mit Namen und sollten auf seinem Hof Tiere durch den Wolf massakriert werden, so wäre das für ihn ebenso traurig, wie wenn ein Familienmitglied plötzlich nicht mehr da ist.
Übrigens, der Ziegenmutschlikäse schmeckt ausgezeichnet und findet Gefallen bei der am Tisch versammelten Runde, die dazu ein feines Glas «Roten» genehmigt! Heute versuchen wir den Kuhmilchkäse von der Alp Rainhütten, den Beni aus zugekaufter Milch von benachbarten Alpen herstellt. Wir sind gespannt!