Morgekafi mit Bahnhofpate Rolf Bollhalder
Bahnhofspate – was tut ein solcher? Paten oder «Göttis», wie wir sie landläufig kennen, haben traditionell zwei wichtige Aufgaben. Paten übernehmen eine Fürsorgepflicht für das Patenkind und sie beteiligen sich in nicht zu unterschätzender Art und Weise am Wohlergehen desselben.
Die Aufgaben der Bahnhofspaten
Und genau das tun auch Bahnhofspaten, wie Rolf Bollhalder den Seniorissimi erläutert. Als begeisterter Bähnler, beruflich zwar bei der ehemaligen PTT beschäftigt, u.a. auch als Poststellenleiter in Teufen, engagiert er sich seit seiner Pensionierung mit grosser Hingabe und ebensolcher Leidenschaft als freiwilliger Bahnhofspate. Ist er im Amt, tragen er und seine Begleitperson eine SBB-Uniform, welche die Bahnhofspaten als Mitarbeiter der SBB erkennen lässt. Rolf Bollhalder ist dem Bahnhofsgelände der Stadt Wil SG zugeteilt, wo er patrouilliert und dabei vielfältige Aufgaben wahrnimmt. In erster Linie wird Sicherheit vermittelt durch Präsenz; grosse Bedeutung haben auch Hilfestellung für ältere Menschen oder solche mit kognitiven Einschränkungen, beim Fahrplanlesen oder bei der Bedienung von Automaten. Nicht zuletzt weisen Bahnhofspaten fehlbare Bahnhofsnutzer höflich und respektvoll auf die Bahnhofsordnung hin und bitten sie, sich entsprechend zu verhalten. Es ist ein Leichtes sich vorzustellen, dass es auf Bahnhöfen, die zu den stärkst frequentierten Gebieten im öffentlichen Raum gehören und beim Ermahnen an korrektes Verhalten, zu diversen Reibereien kommen kann. Treten solche auf, kommt der Grundsatz der Bahnhofspaten zum Tragen: «Hinsehen statt wegschauen». Diese Grundidee hat sich in den letzten Jahren als fester Bestandteil des SBB-Sicherheitsdispositivs durchgesetzt. Bewusste Präsenz und Vermittlung bei Konflikten beugen unzivilisiertem Verhalten und Gewalt vor.
Die Idee «Bahnhofspate»
Bereits 2003 hat die SBB das Präventionsprogramm «RailFair» als Sicherheitskonzept eingeführt. Auf grossen städtischen Bahnhöfen wird die vorgehend angesprochene Präsenz von Bahnpolizeipersonal wahrgenommen, das im Gegensatz zu den Bahnhofspaten auch über gewisse Polizeikompetenz verfügt; in kleineren Bahnhöfen wie Wil SG, Heerbrugg oder Frauenfeld kommen Bahnhofspaten zum jeweils dreistündigen Freiwilligeneinsatz. Dabei erfordert der Einsatz von Bahnhofpatinnen und -paten eine enge Zusammenarbeit von SBB und lokalen Behörden. Gesamtschweizerisch sind 220 Paten im Einsatz, davon acht Männer und zwei Frauen in Wil. Rolf Bollhalder ist Teamleiter in Wil und koordiniert die Einsätze. Er würde sich sehr freuen, wenn er seine Truppe auf vierzehn Personen aufstocken könnte, um erhöhte Präsenz am Bahnhof Wil leisten zu können.
Die Ausbildung zum Bahnhofspaten oder zur -patin
Wer Patin oder Pate werden will, durchläuft eine dreitägige Basisschulung. Wichtig ist dabei das Erlernen von Deeskalationsstrategien sowie das Verhalten bei Angriffen; Interessierte müssen gerne auf Menschen zugehen, gut kommunizieren können, Freude an der Freiwilligenarbeit haben und in einer körperlichen Verfassung sein, die es ihnen erlaubt, drei Stunden auf dem Bahnhof herumzugehen. Als Lohn winken eine kleine Spesenentschädigung, der mehrmals jährlich stattfindende Erfahrungsaustausch mit den Mitpatinnen und -paten sowie ein gemeinsamer Ausflug oder ein Jahresschlussessen. Ist das Interesse am Mittun geweckt worden, darf er/sie sich gerne bei Rolf Bollhalder unverbindlich melden, um Näheres zu erfahren zu dieser hochinteressanten und anspruchsvollen Freiwilligentätigkeit. Ein herzliches Danke, dir Rolf, für den spannenden Einblick in deine Tätigkeit!